5. bis 9. Oktober 2022
Reise nach Rumänien
Auf meine Rumänienreise hat mich Doris Stahl begleitet, die als Betreiberin einer Hundetagesstätte und als Verhaltensberaterin eine großartige Expertise mitbringt.
Nachdem wir unseren Mietwagen abgeholt haben am ersten Abend, fuhren wir nach Bukarest herein. Ein absoluter Wahnsinn, der Verkehr…5 Spuren ohne sichtbare Fahrbahnmarkierungen um einen Kreisel herum!! Man braucht dafür wirklich Nerven aus Stahl!!
Nachdem wir unsere Freundin Frau Bogza, die Shelterinhaberin des Semper Fidelis Domus Shelter begrüßt und unser Apartment bezogen hatten, genossen wir noch ein liebevoll gekochtes rumänisches Essen, das Frau Bogza für uns zubereitet hatte und fielen völlig kaputt ins Bett. Schließlich wollten wir fit sein, um uns am nächsten Morgen auf zu ihrem Shelter zu machen, der ca. 40 km außerhalb von Bukarest liegt.
Am nächsten Morgen gings los, gerüstet mit Handy für viele Bilder, Notizblock, Auftragszetteln und natürlich vielen Leckerlis…wieder war der Verkehr ein Alptraum, manchmal schien es, als herrsche das Recht des Stärkeren und Schnelleren
In Butimanu verfuhren wir uns dann…wir fuhren am Shelter vorbei…bis wir uns auf einer Landstraße befanden, auf der es nichts zu sehen gab, außer Maisfeldern und Gras…doch, dann sahen wir es…das, was wir befürchtet hatten…wir sahen eine kleine Hündin, die verzweifelt an der Straße entlang lief…allein, ganz sicher ausgesetzt…wir versuchten, die Kleine einzufangen. Der erste Versuch misslang, weil sie in letzter Minute abdrehte ins Maisfeld, mit der Hilfe unserer lieben rumänischen Tierschutzfreundin Alexandra, die dann dazukam, konnten wir die kleine Jolie dann endlich sichern… das war das erste Mal, dass Tränen flossen!
Im Shelter von Frau Bogza begann dann eine unserer Hauptmissionen. Wir wollten die verbliebenen ca. 63 Hunde anschauen, falls möglich in die Zwinger hineingehen, um gute Bilder der Hunde und bessere Eindrücke zu bekommen. Die Hunde dort sind fast alle zwischen 8 und 14 Jahren, und sitzen meist seit Welpenzeit dort in ihren Zwingern. Ich kenne die Hunde persönlich seit meinem ersten Besuch in Rumänien 2018 und seitdem ist es gelungen, sehr viele der Hunde nach Deutschland zu holen, die meisten in gute kleinere Tierheime, manche in Endstellen, auf Pflegestellen, zuletzt auch immer mehr auf Gnadenplätze. Diese Hunde sind speziell, weil sie aus dem Zwingerleben nichts kennen und meist mehr Probleme mit Menschen haben als mit anderen Hunden.
Der Tag dort verging wie im Flug, wir gingen von Zwinger zu Zwinger und fanden erfreulicherweise doch viel mehr offene Hundenasen vor als befürchtet, bei den meisten gäbe es ganz sicher eine Chance, sie mit Geduld und Liebe und wenig Erwartungen zu einem guten Hundeleben hinführen zu können.
Viele der Hunde schauten neugierig aus ihren Hütten, kamen aber erst dann heraus, ihre Leckerchen zu holen, nachdem wir ihren Zwinger verlassen hatten. Kein Wunder, haben wir doch ihre ganz eigene, kleine, private Welt betreten!
Es machte uns sehr traurig, wie viele der Gesichter doch offen und neugierig waren, einige, die sogar gerne Futter aus unseren Händen nahmen oder sich sogar streicheln ließen! <3 Wie sehr wünschten wir für euch alle eine Perspektive, dort nochmal herauszukommen!
Wir gingen und versprachen uns und vor allem den Hunden, alles zu tun, um noch so viele wie möglich herauszubekommen!! Doch der Tag war noch nicht zu Ende…
Auf dem Rückweg hielten wir an einer Haltebucht an, um dort lebende, bzw. ausgesetzte Hunde zu füttern. Das ganze entwickelte sich zu einem Drama, denn es befand sich hier eine ältere Amstaffhündin mit hängendem Gesäuge….sehr freundlich….sehr hungrig…sehr arm, auf der anderen Seite der Straße, auf der PKWs und LKWs RASTEN…ein auch ausgesetzter junger Windhund oder Galgo, dessen Schwester nach Aussage einer anderen Tierschützerin kurz vorher schon tot gefahren worden war ☹ Wir probierten also den armen Hund, der immer wieder probierte, die Fahrbahn zu überqueren, einzufangen…Autofahrer fuhren unvermittelt viel zu schnell vorbei, es war ihnen offenbar egal, ob Hunde oder wir sich in Gefahr brachten. Ein wirklich schlimmer Moment äußerster Verzweiflung, als die arme Amstaffhündin auch noch auf die Fahrbahn wollte und wir probierten, sie mit irgendwas Essbarem von der gefährlichen Fahrbahn wegzulocken … Irgendwann gelang es schließlich beide Hunde heile in die Autos zu verfrachten! <3
Wir fuhren mit unserer Tierschützerin dann noch anschließend zu einem Tierarzt. Dort wurde festgestellt, dass die arme Maus vor 7 Jahren als Welpe gestohlen wurde und Leila heißt. Leider konnte das damalige Frauchen bisher noch nicht gefunden werden trotz aller Bemühungen, unsere Tierschützer bemühen sich aber weiter.
Am nächsten Morgen ging es nochmal ins Semper Fidelis Domus Shelter, wo wir die restlichen Hunde besuchten, fotografierten und listeten. Am Abend brachten wir in unserem Apartment wieder lange Zeit damit zu, die Bilder zu sichten, zu schneiden und zu sortieren.
Der Samstag gehörte dann unserer Tierschutzfreundin Alexandra. Diese Frau ist einfach unglaublich. Sie ist den ganzen Tag nur unterwegs, um Tiere zu füttern, einzufangen und die von ihr betreuten Tiere zum Tierarzt zu bringen etc. Sie hat ein tolles Netz aus Tierärzten und Helfern. Sie hilft auch der Tierschützerin Geta. Vor dem Besuch bei ihr waren wir ziemlich aufgeregt, weil wir nicht wussten, was auf uns zukommt und was wir dort vorfinden werden. Zuerst besuchten wir eine Art Tierarztinitiative, auch in Form eines privaten Shelters, wo mehrere Tierschützer ihre Hunde unterbringen, bis sie adoptiert werden können. Dort fiel uns erfreut der sehr liebevolle Umgang mit den Tieren auf und dass diese große Zwinger mit Innen und Außenbereich hatten, die Zustände sind dort für rumänische Verhältnisse gut.
Danach bereiteten wir uns auf den Besuch bei Geta vor….allerdings konnten wir auf dem Weg dorthin einen sehr süßen jungen Rüden einfangen, der seit Wochen oder Monaten in einer Art Röhre neben einer Straße einen Unterschlupf gefunden hat. Tubi war einfach nur erleichtert und nahm freudig im Auto auf meinem Schoß Platz…wieder ein Tier, was einfach nur froh und erleichtert ist, dass man es gerettet und mitgenommen hat von diesem schlimmen Überlebenskampf auf der Straße…oft genug geht das schlecht aus.
Der süße Junge hats geschafft ..und so nahmen wir ihn mit zu Geta. Geta ist ebensolch ein Mensch, der nur für die Tiere lebt, neben ihrer Arbeit fährt sie nur herum, fängt Hunde und Katzen ein und bringt sie zur Kastration. Viele nimmt sie auch mit in ihre 2 Gartengrundstücke. Diese könnten ein Traum sein für Hunde und Katzen, wenn…da nicht Sperrmüll ohne Ende wäre…uns verschlug es den Atem, als wir das Grundstück betraten. Wir hatten vorher Geld gesammelt, mit dem wir Futter gekauft hatten sowie eine benötigte Trapobox….auf dem Grundstück….Hunde Hunde…groß, klein, Welpen…überall, in jeder Ecke und Nische, zwischen all dem Müll und..ganz schlimm…viele kranke Hunde…ohne Fell, blutig gekratzt…..zwischen dem Müll liefen dicke Ratten herum…dazwischen Geta, verzweifelt bemüht, Exkremente und Müll zu verbrennen. Die Hunde lieben sie, viele Hunde sehr offen und freundlich. Wir waren geschockt, es war weit schlimmer, als wir es uns vorgestellt hatten. Doris schnappte sich eine besonders arme Langhaarhündin, die nur noch aus verklebten Filzplatten bestand und versuchte mit der Schere Abhilfe zu schaffen….hier ein paar Beispielbilder von all dem…zwischen all dem Elend befinden sich auch drei gelähmte Hunde, die dort unbedingt weg sollten…
Es wird dort ganz viel Hilfe gebraucht, das wurde uns vor Ort klar. Geta ist eine Person, die überfordert ist, aber die man unbedingt unterstützen sollte. Sie braucht dort jemanden, der den Müll beseitigt, die Hunde medizinisch versorgt mit Symparica etc. und regelmäßig anständiges Hundefutter. Die Hunde brauchen saubere Schlafplätze, die winterfest sind. Dann hätten sie es dort gut, bis sie in ein potentielles Zuhause ausreisen können oder auch, falls sie für immer dort bleiben können.
Das Ganze mussten und müssen wir verdauen und sind fieberhaft am überlegen, wie man Hilfe organisieren kann. Ganz sicher waren wir dort nicht zum letzten Mal und würden so gerne helfen, damit es dort ein guter Platz für die Tiere wird.
Am letzten Tag besuchten wir noch die Tierärztin Christina, bei der die Tiere auch gut betreut werden auch medizinisch, wir haben dort einige Tiere sitzen. In der Mitte des Shelters kann man sitzen und man kann Hunde in einen Freilauf holen, was unsere Hunde sehr genossen haben <3 Eine gute Gelegenheit, ausgiebig geknuddelt zu werden und wir konnten tolle Vermittlungsbilder machen.
Im Anschluss brachen wir wieder zum Flughafen auf, konnten unseren Leihwagen Gott sei Dank unbeschadet abgeben und flogen mit vielen vielen Eindrücken, Gefühlen und Gedanken nach Hause. Unser Dank gilt unseren rumänischen Freunden und Tierschützern, die Tag für Tag alles opfern und alles geben, um für diese Ärmsten der Armen da zu sein. Ihr seid unfassbar <3