18. bis 26. Mai 2022
Vickys Reise nach Rumänien
Meine dritte Reise nach Rumänien liegt nun hinter mir.
Im Laufe der Zeit sind durch die enge Kooperation tiefe Freundschaften mit Tierschützern entstanden. Freunde, die ich jetzt schon schmerzlich vermisse.
Ganz besonders aber fehlen mir die Hunde.
Den Fellnasen zu helfen, vor Ort etwas zu bewegen und die Welt ein wenig besser zu machen. Das ist der Grund, warum ich immer wieder meinen Urlaub in Rumänien verbringe und danach noch mehr Erholung als vorher benötige.
Am 18. Mai ging es für mich los. Es war das erste Mal, dass ich alleine fliegen musste und dementsprechend war ich sehr aufgeregt und nervös.
Der Flug sollte um 15:45 Uhr starten und ich war pünktlich am Flughafen.
Dann der Schock – Mein Flug wurde ersatzlos gestrichen und es gab an diesem Tag keine andere Möglichkeit nach Rumänien zu kommen.
Völlig niedergeschlagen und den Tränen nahe, bin ich wieder nach Hause gefahren.
Die Reise zu streichen und meinen Urlaub Zuhause zu verbringen, war aber keine Option!
So habe ich direkt für den nächsten Morgen einen neuen Flug gebucht und war überglücklich, als ich in Rumänien gelandet bin.
Schnell noch mit dem Bus nach Pitești fahren und von dort hat mich Sandra abgeholt.
Sandra arbeitet in einem kleinen Shelter mit 60-90 Hunden, welches wir unterstützen.
Ich kenne sie schon von meinen letzten Reisen und habe fast täglich Kontakt mit ihr.
Unser Wiedersehen war tränenreich und wir waren einfach nur froh, dass ich es doch noch nach Rumänien geschafft habe.
Im Tierheim habe ich dann auch meine liebgewonnene Reisegefährtin Kira getroffen, mit der ich eigentlich beinahe zeitgleich am Flughafen hätte ankommen sollen.
Es fühlte sich an wie heimkommen und es gibt keinen Ort, an dem ich lieber bin.
Natürlich gab es erst mal direkt eine Hunderunde durch alle Gehege und eine extra Portion Streicheleinheiten in der Quarantänestation.
Meine letzte Reise war durch die Coronasituation beinahe ein Jahr her, aber trotzdem war mir noch alles sehr vertraut.
Leider habe ich auch viele Hunde getroffen, die ich noch von meiner letzten Reise kannte. Wirklich tolle Hunde, die längst hätten adoptiert sein sollen!
Beim Abendessen wurde ich auf den neusten Stand gebracht und nach einer kurzen Besprechung, was die nächsten Tage so ansteht, bin ich auch schon ins Bett im Wohnwagen gefallen und ziemlich direkt eingeschlafen.
Der Morgen in Rumänien beginnt früh und da ich nicht zum Urlaub machen dort war, habe ich selbstverständlich bei allen anfallenden Arbeiten und beim Tagesablauf unterstützt.
Natürlich wollte ich auch Sandra und ihren Partner Jörg etwas entlasten, die jeden Tag rund um die Uhr für die Hunde da sind.
Nach dem Aufstehen wurden erst einmal alle Hunde begrüßt und in jedem Gehege kontrolliert, ob alle Vierbeiner fit und gesund sind.
Gegen 7 Uhr steht die erste richtige Aufgabe an. Die Gehege müssen saubergemacht werden. Mit einem Eimer und einer Kackischaufel bewaffnet, sammelte ich in allen sieben Gehegen die Häufchen ein.
Die Hunde unterstützten mich dabei tatkräftig und begleiteten mich auf dem Weg durch das Gehege. Es wird an den Haaren und den Klamotten gezogen, durch den Stinki gelaufen und dann hochgesprungen.
Für viele Menschen ist das wahrscheinlich eine widerliche Vorstellung. Für mich ist das in Rumänien ganz normal und ich freue mich, dass die Fellnasen meine Aufmerksamkeit haben möchten.
Fast jedes Gehege hat eine große Grasfläche, was die Stinkisuche direkt etwas herausfordernd macht.
Nach den Gehegen ging es noch in die Quarantänestation, um dort weiterzumachen.
Mit dem Einsammeln der Häufchen ist es aber noch lange nicht getan. Die Gehege und die Quarantänestation müssen noch mit einem Hochdruckreiniger ausgespritzt werden, damit sie wirklich sauber sind.
Noch schnell überall das Wasser frisch machen und dann wird auch schon gefüttert.
Bei der großen Anzahl von Hunden nimmt dies einige Zeit in Anspruch. Beim Füttern werden die Hunde beobachtet, da es oft Streitigkeiten gibt und kontrolliert werden muss, dass auch jeder Hund ans Futter darf.
Nachdem die Gehegehunde gefüttert wurden, waren noch die Hunde in der Quarantänestation und das Hausrudel an der Reihe.
Wenn die Hunde versorgt sind, ist auch endlich Zeit für das Frühstück.
Es wurde immer gemeinsam gefrühstückt und Pläne für den Tag gemacht, da doch jeder Tag etwas unterschiedlich ist.
An diesem Tag, ein Freitag, war beispielsweise Reisetag. Fünf Hunde wurden adoptiert und durften nach Deutschland zu ihren Familien reisen.
Für die Vorbereitung auf die Fahrt kommen immer alle Hunde in ein extra Gehege. Dort werden sie noch einmal hübsch gemacht und gebürstet. Danach werden sie mit einem Spot-on-Präparat behandelt und bekommen ein Sicherheitsgeschirr angezogen.
Die Adoptanten bekamen noch einmal Bilder gesendet, bevor die Glücksnasen zum Transporter in die Stadt gebracht wurden.
Da wir für die Reisegruppe sowieso schon die Bürsten in der Hand hatten, haben wir ein paar Hunde in das Extragehege geholt und mit der Fellpflege weitergemacht.
Aber auch Geschirrtraining stand auf dem Programm. Viele Hunde hatten noch nie ein Halsband oder Sicherheitsgeschirr an.
Um sie auf ihr zukünftiges Leben gut vorzubereiten, werden die Hunde langsam an das Geschirr und eine Leine gewöhnt, wenn es denn die Zeit zulässt.
Mit den Hunden Ideo und Kelana hat es wirklich sehr gut geklappt und Kira und ich sind das erste Mal mit ihnen eine kleine Runde spazieren gegangen. Das Gassigehen hat viel besser geklappt als erwartet und die beiden haben das wirklich wunderbar gemeistert.
Ideo und Kelana haben die Abwechslung und die Zeit mit dem Menschen sehr genossen und ich bin überglücklich, dass sie mittlerweile ihre Familien gefunden haben und ausgereist sind.
Nachdem wir noch ein wenig Zeit in den Gehegen verbracht haben, war es auch schon spät und die Gehege mussten wieder saubergemacht werden.
Die Hunde bekommen in dem Shelter zweimal am Tag Futter, weshalb auch nun wieder eine Futterrunde anstand.
Abends haben wir zusammen gegrillt und sind wieder früh schlafen gegangen, um am nächsten Tag fit zu sein.
Auch wenn es Samstag und Wochenende war, war der Tagesablauf gleich, denn die Hunde müssen natürlich versorgt werden.
Nach dem Saubermachen und Füttern haben wir sieben Welpen in das Spiel- und Fotogehege geholt. Die Kleinen hatten die ersten Impfungen erhalten und waren alt genug, um in die Vermittlung zu kommen.
Um auf der Homepage vorgestellt werden zu können, haben wir von allen Welpen schöne Einzel- und Gruppenfotos gemacht. Bei sieben komplett weißen Welpen, die fast alle gleich aussehen, war das Bildersortieren eine kleine Herausforderung.
Natürlich braucht jeder einzelne Hund auch noch eine Beschreibung, dass die zukünftigen Adoptanten bestmöglich über ihren Liebling informiert sind.
Mittags war auch wieder Zeit für Geschirr- und Leinentraining. Wieder haben wir danach die Chance für eine kleine Gassirunde genutzt. Kira und ich versuchten, die Tierheimhunde ein wenig zu beschäftigen und ihnen mal etwas anderes als ihr Gehege zu zeigen.
Jeder von uns hat sich einen Hund ausgesucht und wir waren mal wieder erstaunt darüber, wie gut es geklappt hat.
Die Hunde lernen und verstehen so schnell und sind einfach nur dankbar für die Abwechslung.
Bei 27°C haben wir die Runde sehr klein gehalten und im Tierheim lieber noch für Abkühlung gesorgt. In einigen Gehegen stellten wir Becken auf und füllten diese mit Wasser.
Plantschen und nach Leckerlis zu tauchen fanden fast alle Hunde toll und wir hatten auch unseren Spaß.
Wir haben an diesem Tag viel Zeit in den Gehegen verbracht und der Tag verging mal wieder wie im Flug.
Da auch meine „normale“ Tierschutzarbeit als zweite Vorsitzende erledigt werden musste, habe ich den ganzen Abend am Laptop verbracht und nach meiner getanenen Arbeit noch die Vermittlungsbilder sortiert.
Auch sonntags sind wir wieder früh aufgestanden.
Mittags mussten wir noch einige weitere Hunde für die Vermittlung fotografieren und es sind wirklich schöne Bilder entstanden.
Der Badespaß für die Hunde kam bei dem Wetter aber trotzdem nicht zu kurz und auch ich war dankbar für die Abkühlung.
Wir verbrachten den ganzen Mittag in den Gehegen und beschäftigten uns mit den Hunden.
Als die Sonne langsam verschwunden war, haben wir eine größere Gassirunde mit den Haushunden Haya, Dopey und Vivi gedreht. Sandra, Kira und ich haben die Auszeit sehr genossen und konnten mal kurz vom Shelterstress abschalten.
Zurück im Tierheim hat Jörg uns Mädels noch mehr Auszeit ermöglicht und wir waren am frühen Abend auf einem kleinen Fest in Pitești.
Uns ist direkt aufgefallen, dass einige Rumänen ihre Hunde dabei hatten und es in Rumänien mittlerweile auch normal zu sein scheint. Vor einigen Jahren wäre das noch undenkbar gewesen.
Mit dieser schönen Erkenntnis konnte ich abends direkt besser einschlafen und war am nächsten Morgen noch vor meinem Wecker wach.
Der Montag und Dienstag verlief ähnlich wie die letzten Tage und ich habe die Zeit mit den Hunden sehr genossen.
Viele Vierbeiner haben sich, ganz unbewusst, in mein Herz geschlichen und auch wenn man alle Hunde liebt, hat man schnell seine Lieblinge.
Bei mir sind es jedes Mal vor allem die erwachsenen und älteren Hunde. Jeden dieser Fellnasen habe ich versprochen, ihre Familie zu finden und das Versprechen werde ich halten.
Mittwochs hieß es nach dem Füttern leider schon Abschied nehmen und die Zeit in Pitești ging viel zu schnell herum. Mein „Urlaub“ in Rumänien war aber noch nicht beendet.
Gemeinsam mit Kira und Sandra fuhr ich nach Năvodari, zu unserer Coca, einer weiteren Tierschützerin, die wir unterstützen.
Uns ist es sehr wichtig, uns einen Eindruck der Tierschützer vor Ort zu machen und sie persönlich kennenzulernen.
Wir waren etwa fünf Stunden unterwegs, bis wir bei Coca angekommen sind.
In Năvodari wurden wir von ihr ganz herzlich in Empfang genommen und sind natürlich auch direkt zu den Hunden gegangen.
Leider existiert seit Jahren ein öffentliches Shelter (Tötungsstation) in Năvodari. Dort hat es uns als Erstes hin verschlagen. Seit Monaten unterstützten wir Coca schon mit Futter für die Hunde und wenn es der Platz und die Mittel erlauben, holt Coca immer wieder Hunde von dort heraus.
Das Schicksal der Hunde ist herzzerreißend und die Zwinger sind viel zu klein für die ganzen Vierbeiner. Die meisten der Fellnasen waren super lieb, wollten durch die Zwingergitter gestreichelt werden und haben sich ganz nah an das Gitter gepresst.
Der Gedanke, was mit den Hunden passieren könnte, war unerträglich.
Zwei ganz liebe kleine Hunde wurden ein paar Tage zuvor von ihrem Besitzer in der Tötung abgegeben. Sie wussten gar nicht, was los war und saßen mit einigen viel größeren Hunden zusammen. Noch an diesem Tag hat Coca einen Antrag gestellt, die beiden Hunde herauszuholen und sie haben mittlerweile liebevolle Familien gefunden.
Für die restlichen Hunde konnten wir an diesem Tag nichts tun. Während wir die Tötungsstation verlassen haben, mussten sie dortbleiben, ungewiss, was mit ihnen passiert.
Nach diesem trostlosen und furchtbaren Ort sind wir mit Coca zu ihren Schützlingen gefahren und haben zur Aufmunterung Zeit bei sechs tollpatschigen Welpen verbracht.
Die Hunde des öffentlichen Shelters konnten wir natürlich nicht vergessen, aber die Welpen haben uns etwas Hoffnung gemacht. Hoffnung, dass sie bald ihr Zuhause finden und die Tötungshunde zu Coca nachrücken dürfen.
Coca hat ihre Hunde an verschiedenen Orten und bei Nachbarn untergebracht. Zunächst waren wir in einem Feld, wo provisorisch vier Kennel „gebaut“ wurden.
In jedem Kennel saßen mindestens zwei Hunde, die meisten von ihnen anfass- und vermittelbar.
Ein Stück weiter im Feld kam noch ein großes Gehege und auch Cocas Hunde bei Nachbarn haben wir kennengelernt.
Hinter Cocas Haus befinden sich ebenfalls drei Gehege und im Hof leben weitere Hunde.
Notfälle und besonders kleine Hunde nimmt sie mit zu sich ins Haus.
Schnell wurde mir klar, dass die Arbeit von Coca absolut unterstützenswert ist und ich bin froh, dass wir sie gefunden haben.
Wir haben eine Nacht bei Coca geschlafen und ihr am nächsten Morgen beim Füttern und Saubermachen geholfen.
Dort konnten wir die Hunde noch einmal besser kennenlernen und ein paar schöne Fotos für die Vermittlung machen.
Danach sind wir in ein kleines Waldstück direkt an einer Straße gefahren und haben drei Hunde gefüttert, die Coca schon seit Wochen versorgte. Sobald es der Platz erlaube, würde sie die Hunde zu sich holen.
Leider mussten wir dann auch schon wieder Abschied von Coca und ihren Hunden nehmen.
Aber auch Coca war nicht unser letzter Stopp.
Sandra, Kira und ich haben uns kurzfristig dazu entschlossen, zu Denisse zu fahren.
Denisse, eine weitere Tierschützerin, bat uns über Facebook um Hilfe und wir nutzten die Gelegenheit sie und ihre Familie kennenzulernen.
Bei Denisse lebten circa zehn Hunde. Weitere Hunde hat sie bei Freunden, Verwandten und Nachbarn untergebracht.
Auch hier konnten wir wieder wirklich gute und nachhaltige Tierschutzarbeit sehen und haben Denisse in unsere Projekte aufgenommen.
Sie ist eine Powerfrau und ich war von der ersten Sekunde sicher, dass wir zusammen viel Positives bewirken können.
Nun hieß es aber endgültig Abschied nehmen. Kira und ich mussten wieder nach Hause fliegen und jeder, der schon einmal in Rumänien war, weiß sicher, wie schwer es ist, all‘ diese tollen Hunde zurückzulassen.
Auch wenn man von Deutschland alles für sie gibt, fühlt es sich in diesem Moment so an, als würde man sie im Stich lassen.
In den nächsten Tagen versucht man das Erlebte sacken zu lassen und nicht zu viel darüber nachzudenken. Es gab viele herzzerreißende und traurige Momente, aber auch wunderschöne, rührende und lustige.
Die Rumänienreise hat mich wieder daran erinnert, wofür ich jeden Tag kämpfe und mich in dem bestärkt, was ich tue.
Jedes Hundeleben ist es wert gerettet zu werden und dafür werde ich jeden Tag alles geben!
Liebe Sandra, liebe Kira, ich danke Euch von Herzen, dass ihr mich in Rumänien begleitet habt und freue mich schon auf die nächste Reise.
Auf diesem Weg kann ich nur jedem Hundefreund ermutigen, selbst nach Rumänien zu reisen und vor Ort in einem Shelter zu unterstützen. Die Fellnasen werde es Euch danken!